Was ist Fingerstyle?

 

Für den Begriff "Fingerstyle" gibt es keine allgemeine Definition. Die Fingerstyle-Spielweise lässt sich jedoch recht einfach im direkten Vergleich mit den Spieltechniken des Strummings und des Fingerpickings erklären.

 

Während beim Strumming mit einer wischenden Bewegung mehrere Saiten angeschlagen werden, werden die Saiten beim Fingerpickung und Fingerstyle einzeln zum Klingen gebracht. Beim Strumming überwiegt die rhythmische Komponente, beim Fingerpicking und Fingerstyle sind die rhythmische und die tonale Komponente gleichbedeutend, da Akkorde in einzelne Töne aufgelöst und diese gleichzeitig oder nacheinander gespielt werden.

 

Beim Fingerpicking erfolgt die Auflösung der Akkorde nach einem definierten Muster, dem Picking-Pattern. Durch die Kombination von mehreren Mustern ergeben sich vielfältige Möglichkeiten, z. Bsp. zur Gesangsbegleitung und insbesondere dann, wenn die Gitarre das alleinige oder dominierende Begleitinstrument ist. Im Gegensatz dazu, wird beim Fingerstyle die Leitmelodie, z. Bsp. eine Gesangsmelodie, in das Gitarrenspiel eingebunden. Insofern kann die Fingerstyle-Spielweise als eine komplexe Variante des Fingerpickings verstanden werden, da eine Leitmelodie und eine Begleitmelodie gleichzeitig gespielt werden.

 

Damit Leitmotiv und Begleitung als zwei Melodieläufe wahrgenommen werden, wird die bevorzugt auf den Diskantsaiten gespielte Leitmelodie häufig in einem anderen Rhythmus ausgeführt, als die üblicherweise auf den Basssaiten gespielte Begleitmelodie. Damit der Vortrag nicht "auseinanderbricht", werden Leitmotiv und Begleitung über Füllnoten zusammengehalten und miteinander harmonisch verbunden.

 

Die Fingerstyle-Spielweise ist losgelöst von Picking-Mustern und rhythmischen Automatismen. Die Finger, im allgemeinen der Daumen, Zeige- und Mittelfinger, werden zu voneinander unabhängigen, rhythmisch eigenständigen Arbeitsmitteln.